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Weißer Sonntag

Anregungen zur Gestaltung der Erstkommunionvorbereitung

Wie gelingt eine gute, nachhaltige Vorbereitung zur Erstkommunion? Wie kann der gemeinsame Weg zu diesem Geheimnis des Glaubens, das am Ende des Kurses egfeiert werden soll, aussehen? Welche Angebote, Formate und Ideen haben sich in anderen Gemeinden etabliert und was davon können wir ggf. für unsere Gemeinde anpassen?

Inspiriert von verschiedenen Erfahrungen im Bereich der Erstkommunionkatechese in unserem Bistum und darüber hinaus haben wir hier einige Anregungen und mögliche Anknüpfungspunkte zusammengestellt. Sie geben einen Einblick in die Vielfalt der Möglichkeiten, entpflichten aber nicht für die individuelle Situation vor Ort eine passende Lösung zu finden. Bei Rückfragen, Beratungs- und/oder Unterstützungsbedarf oder auch möglichen Ergänzungen zu den genannten Punkten, wenden Sie sich gerne an das Referat Katechese und Glaubenskommunikation.

"Die Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion soll den Erstkommunionkindern und deren Familien Erlebnis-und Erfahrungsräume eröffnen, um Jesus Christus kennenzulernen, in der Deutung der Erfahrungen den Glauben kennenzulernen, zu vertiefen und die Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Feier der Eucharistie und untereinander erfahrbar zu machen. Erstkommunionkatechese versteht sich als Anstiftung zu einer christlichen Identität auf Ebene einer persönlichen Beziehung und des offenen Dialogs. 
Im Pastoral- und Sozialraum einer Pfarrei wird es vielfältig differenzierte und familienbezogene Kursangebote geben. Sie zeichnen sich durch partizipative Gestaltungsmodule aus, die der ganzen Familie die Chance eröffnen, den Glauben (neu) kennenzulernen.  Im Zusammenspiel mit hauptamtlich und ehrenamtlich Engagierten entstehen zeitlich befristete Weggemeinschaften, die Möglichkeiten und Raum bieten, um auszuwählen: zeitlich, inhaltlich, spirituell, liturgisch und diakonisch. An diese Weggemeinschaft wird im Nachgang der Erstkommunion durch Einladungen zu familiengerechten Angeboten der Pfarrei angeknüpft."

Vision des Arbeitspapiers "Anregungen zur Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion"

Impuls aus dem Pastoralen Weg

Im Zuge des Pastoralen Weges im Bistum Mainz hat sich auf Bistumsebene ein Teilprojektteam Gedanken gemacht, wie eine zukunftsfähige Erstkommunionkatechese aussehen kann. Als Ergebnis der Überlegungen wurde das Arbeitspapier "Anregungen zur Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion" veröffentlicht.

Die im Papier vorangestellte Vision fasst die zentralen Ideen und Rahmenbedingungen zeitgemäßer Erstkommunionkatechese zusammen.

Ein realistischer Blick statt Überforderung

Evangelisierung - Symbolbild

Mit sehr realistischem Blick hat das Papier "Katechese in veränderter Zeit" der deutschen Bischöfe schon 2004 festgehalten: "Das, was in der Erstkommunion- oder Firmkatechese häufig geschieht, entspricht kaum dem Auftrag der Katechese im engeren Sinne, sondern eher der Erstverkündigung als erster Stufe der Evangelisierung. Dennoch vermitteln solche „katechetischen“ Treffen durchaus etwas vom Evangelium und vom christlichen Glauben; es bleibt vielfach die Erinnerung an die Begegnung mit sympathischen Menschen, an das Erleben in der kleinen Gruppe, an gelungene Unternehmungen – auch im religiösen Bereich. So kann eine Sympathie für das erreicht werden, wofür die Kirche steht."

Auch wenn das vielleicht beim ersten Lesen ernüchternd klingt und nicht selten dem Anspruch der haupt- wie ehrenamtlichen Katechet:innen widerspricht, schlummert in diesen Sätzen auch eine große Entlastung. Erstkommunionvorbereitung ist nicht der alleinige Ort der Initiation und Glaubensvermittlung. Der Erfolg der Erstkommunionkatechese lässt sich nicht am Gottesdienstbesuch danach bemessen. Zu hohe und große Erwartungen im Engagement im Kontext der Erstkommunion bauen eher Hürden auf anstelle ein interessiertes Kennenlernen des christlichen Glaubens und ein bewusstes Eintreten in das Geheimnis des Glaubens zu ermöglichen. Erstkommunionvorbereitung darf nicht überfordern - weder die Kinder und ihre Familien noch die haupt- und ehrenamtlichen Katechet:innen.

Stattdessen darf Erstkommunionvorbereitung in der Haltung einer zuversichtlichen Gelassenheit und im Vertrauen auf Gott geplant und durchgeführt werden: Gott ist immer schon da – wenn auch unverfügbar. Gott lässt sich nicht in einen Kurs, an einem Ort, zu einem Termin oder durch eine Methode einplanen und abrufen. Gotteserfahrungen können nicht herbeigeführt werden, sondern ereignen sich. Alle katechetischen Bemühungen können „nur“ günstige Bedingungen dafür schaffen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Atmosphäre des Willkommenseins

Eine günstige Bedingung ist es mit Sicherheit, wenn Kinder und ihre Familien sich willkommen fühlen. Eine Atmosphäre des Willkommens scheint ein wesentlicher Faktor zu sein, wenn es um die Zufriedenheit mit dem katechetischen Angebot geht. Die Gestaltung einer entsprechenden Atmosphäre des Willkommens eine grundlegende katechetische Aufgabe und nicht einfach nur eine Nebensache. Sie ist Teil unserer Botschaft, die wir ohne Worte, senden.

Sie beginnt mit der Bereitstellung der zentralen Infos für Interessierte auf Homepage, einer wertigen und wertschätzenden Einladung zur Teilnahme an der Erstkommunion und reicht über eine gute Kommunikation mit den Familien bis hin zur Gestaltung der Treffen und der Materialien und auch der Möglichkeit, Rückmeldung geben oder auch mitgestalten zu können. 

Beziehung als Mittelpunkt

Lichterkette weitergebn

Die Dauer einer Erstkommunionvorbereitung ist für den Erfolg und die Nachhaltigkeit kaum von Bedeutung (siehe Evaluationsstudie der Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“ aus dem Jahr 2015). Es kommt stattdessen eher auf die Beziehung zwischen den beteiligten Kindern und ihren Familien zu den Katechet:innen und umgekehrt an. Je besser die ist, desto erfolgreicher und nachhaltiger ist die Katechese. Die Beziehungsarbeit der Katechet:innen als Herzstück der Katechese anzuerkennen heißt auch, dass die Begleitung, Qualifizierung und Unterstützung der Katechet:innen zu einem zentralen Anliegen der Erstkommunionkatechese zu machen. Auch die konkreten inhaltliche Impulse sollten sich an der Beziehung orientieren bzw. sich daher definieren und entwickeln.

Differenzierung und Modularisierung - im Zusammenspiel mit den Familien

Bunte Familienfüße

Familien, die die Kinder zur Erstkommunion anmelden, haben ganz unterschiedliche Ausgangssituationen mit denen sie starten - von der konkreten Familiensiuation über das zur Verfügung stehende Zeitbudget bis hin zu Erfahrungen mit Gottesdiensten. Ein Programm oder einen Kurs zu stricken, der allen Familien und deren Erwartungen gerecht wird, ist kaum möglich. Stattdessen gilt es flexiblere Angebote zu machen, die sich unterschiedlichen Bedürfnissen der Familien orientieren. Es darf und soll unterschiedlich (zeit-)intensiv sein. Es darf gerne in kompakter Form oder über einen längeren Zeitraum gestreckt sein. Es dürfen auch unterschiedliche inhaltliche Akzente gesetzt werden in der Vorbereitung.

Nicht alles muss von vorne herein festgelegt sein: Vielleicht gibt es im Pastoralraum ein schlichtes, gemeinsames Basisangebot an einfachen Modulen (in Form von Familiennachmittagen, Intensivtagen, Weggottesdiensten oder anderen Formaten). Das wird allen angeboten und führt die Kinder und Familien in wenigen Schritten zur Erstkommunion. Für alle, die mehr wollen oder sich einfach intensiver, länger oder mit anderen ergänzenden Angeboten auf die Erstkommunion vorbereiten wollen, wird der Raum geöffnet, sich einzubringen. Das Mehr solcher Plus-Aktionen können sowohl die "klassischen" Gruppenstunden sein oder aber besondere Aktionen, Projekte oder Ausflüge - je nachdem worauf Kinder und Familien Lust haben und wo sich jemand findet, der oder die Lust, Zeit und Charisma hat, es zu übernehmen. Das erfordert eine gute Kommunikation im Vorfeld mit allen interessierten Familien, kann aber ungeahnte Kreativität frei setzen und besondere Erlebnisse und Erfahrungen ermöglichen - für Kinder, Familien und Katechet:innen.

Ganzheitlich und erfahrungsbezogen

Bitte berühren

Katechese ist nur ganzheitlich sinnvoll und nachhaltig. Erfahrungen, Wissen und Glauben gehören zusammen. Entsprechend braucht es Formate, die sich weniger an „Unterrichtssettings“ orientieren, sondern gemeinsame Erfahrungen und deren Deutungen ermöglichen. Die Inhalte, die in der Kommunionkatechese vermittelt werden, brauchen eine Einbindung in die Lebenswelt der Kinder und ihrer Familien, damit sie ihre Relevanz entfalten können.

Gemeinsam mit der Familie

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Eltern und andere nahe Bezugspersonen (wie z.B. Großeltern, Patinnen oder Paten) sind von zentraler Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Katechese. Sie gilt es mit in den Fokus zu nehmen. Dabei geht es vor allem darum, Angebote zu entwickeln, die die religiöse Alltagspraxis in der Familie begleiten und eine familienorientierte Glaubenskommunikation anzuregen. Eine Kommunionvorbereitung, die nur die Kinder als „Adressaten“ wahrnimmt, ist (längst) überholt. Konkrete Anregungen, wie die Familie haben wir auf einer eigenen Seite zusammengestellt.

Nicht zwingend jahrgangsweise und/oder gemeinsam Erstkommunion feiern

Erstkommunion Kerzen

Jeweilige biographische Situation ist entscheidender als eine vorgegebene Alterskohorte. Die Zukunft der Erstkommunionkatechese liegt nicht in engen, streng kursmäßig organisierten Jahrgangskatechesen, sondern eher in unterschiedlich langen Wegen des Wachstums und selbst bestimmten Zeiträumen katechetischen Lernens - vielleicht weil Geschwister sich dann zusammen auf den Weg zur Erstkommunion machen können oder weil im dritten Grundschuljahr wegen anderer Hobbys oder biographischer Anlässe die Erstkommunion einfach nicht "dran" ist. Es braucht Anlässe, um die Einladung zur Erstkommunion auszusprechen - aber es muss auch die Möglichkeit geben zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen zu können.

Außerdem ist es - nicht nur aufgrund der in Pandemiezeiten gemachten guten Erfahrungen - grundsätzlich denkbar, Erstkommunion nicht nur rund um den Weißen Sonntag zu feiern, sondern einzelne oder mehrere Familien letztendlich irgendeinen "normalen" Sonntag als Tag der Erstkommunion wählen zu lassen, wenn sie das wünschen. Das ermöglicht oft einen engeren Bezug zur feiernden Sonntagsgemeinde als es die rappelvollen, herausgehobenen Erstkommuniongottesdienste können. Vielleicht wird der "Weiße Sonntag" am Ende der Gottesdienst, wo alle Kinder und Familien, die das Jahr über Erstkommunion gefeiert haben, zusammenkommen und auch in Gemeinschaft untereinander nochmal ein Kommunionfest feiern.

Die Erstkommunion ist nicht das Ende...

Kind schaut durch die eigenen Beine

Die Vorbereitungszeit hin auf die Erstkommunion ist für viele wie eine Weggemeinschaft. Die Weggemeinschaft kommt mit der Erstkommunion an ihr vermeintliches Ziel und endet deswegen in vielen Fällen direkt oder kurz nach dem Empfang der Erstkommunion. Das ist schade. Auch wenn es gut und nachvollziehbar ist, dass diese (oft intensive) Zeit eine Befristung hat, ist zu fragen, ob den Kindern und Familien nicht auch gute Brücken gebaut werdem können für die Zeit nach der Kommunion?!

Zum einen sind damit mystagogische Angebote gemeint, die die gemachten Erfahrungen aufgreifen und eine Art inhaltliche Nachbereitung anbieten - vielleicht in der einfachsten Form auch einfach nur im Sinne eines lockeren Nachtreffens. Zum anderen sind auch gezielte Einladungen und eine gute Vernetzung von Aktionen im Bereich der Kinder- und Familienpastoral, die es im Idealfall auch während der Vorbereitungszeit gibt, möglich. Nicht zuletzt könnten Impulse, die Familien möglicherweise schon während der Vorbereitung bekommen, auch ausgeweitet werden und gezielt für die ersten Monate nach der Erstkommunion noch Anregungen liefern, um sich mit dem Glaube in der Familie zu beschäftigen.

Natürlich sind auch etablierte Riten, wie die Segnung von Geschenken der Erstkommunion oder gezielte Erinnerungen an die Kommunion (z.B. durch einen Brief am ersten Jahrestag der Erstkommunion) gute Gelegenheiten, die Erinnerungen und Erfahrungen der Erstkommunion wachzuküssen oder auch die Sehnsucht zu wecken, diese Gemeinschaft untereinander und mit Jesus wieder spüren zu wollen.

Armutssensible Gestaltung

Freude

Egal ob Wochenenden, Bücher, Arbeits- und Bastelmaterialien – in vielen Gemeinden wird viel Geld investiert, um die Zeit der Erstkommunionvorbereitung für die Kinder und ihre Familien zu einer besonderen Zeit werden zu lassen. Dass die Familien an diesen Kosten beteiligt werden, ist nachvollziehbar. Doch schnell können die Kurskosten für Familien zu einer weiteren Belastung des sowieso schon engen Haushaltsbudgets werden. Erstkommunionvorbereitung muss für alle(!) Familien finanzierbar sein. Bei Kostenbeteiligungen nach Möglichkeiten immer auch auf Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen.

Apropos Unterstützung: Der Diözesanjugendplan (DJP) im Bistum Mainz unterstützt Maßnahmen religiöser Bildung. Das ist auch für Erstkommunionvorbereitungsformate nutzbar, wenn sie die Förderrichtlinien erfüllen. Weitere Infos gibt im Bischöflichen Jugendamt.

Erstkommunion - immer gratis, nie umsonst

Geh deinen Weg

Im Sinne der Gemeinschaftserfahrung auf dem Weg zur Erstkommunion und des gemeinsamen Entdeckens seiner Botschaft und der Bedeutung des Sakraments ist es sinnvoll, dass die Treffen zur Vorbereitung einen Verbindlichkeitsanspruch haben. Sie stehen - auch für viele Eltern - für die besondere Beudeutung, die sie dem Fest der Erstkommunion beimessen.

Und trotzdem dürfen und sollen die Treffen und die anderen Aktionen der Vorbereitung nie ein unüberwindbares Hindernis sein, die Erstkommunion zum empfangen. Es kann und darf für das Sakrament der Erstkommunion keine langen Listen mit Mindestanforderungen, Stempelkärtchen zur Kontrolle oder Ähnlichem geben. Es kann und muss immer auch andere, individuelle Möglichkeiten geben zur Erstkommunion zu gehen. 

Prävention: Schützende Strukturen

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Das zentrale Ziel der Präventionsarbeit ist es, Kinder im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung vor jeglichen Grenzverletzungen und Machtmissbrauch zu schützen. Sie basiert auf einer Kultur der Achtsamkeit und konsequentes Handeln in Fällen, in denen das Wohl von anvertrauten Personen gefährdet ist. Dafür gibt vorgeschriebene Schulungen - auch im Rahmen der Erstkommunion. Weitere Informationen gibt es bei der Koordinationsstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt.

Wegschilder Orientierung Differenzierung

Modelle und Formate der Erstkommunionvorbereitung

Neben Beispielen aus unserem Bistum wurde die folgende Sammlung ergänzt und inspiriert durch die Zusammenstellung von Modellen auf Seiten der Diözese Linz in Österreich und der Arbeitshilfe "Auf dem Weg zur Eucharistie“ des Netzwerks Katechese, Luzern 2014. Letztere enthält auch differenzierte Kriterien für die Bewertung und Einordnung von Modellen. Die Liste der Kriterien steht als eigenständiges PDF-Dokument hier zum Download zur Verfügung.

Kleine Vorbemerkung: Die skizzierten Modelle existieren selten in der "Reinform". In den meisten Fällen sind sie in der pastoralen Praxis als Mischformen anzutreffen.

Erstkommunionvorbereitung in Gruppenstunden mit festen „Tischeltern“

Die Gruppenstunden sind wohl das „klassische“ Model der letzten Jahrzehnte, in dem die Kinder in kleinen Gruppen (von ca. vier bis acht Kindern) durch engagierte Väter und Mütter als Katechet:innen während eines etwa halbjährlichen Kurses begleitet werden. Die Katechet:innen übernehmen die Durchführung der Gruppenstunden und werden von pastorale:r Mitarbeiter:in begleitet und in ihrer Aufgabe vorbereitet. Inhalte und Methoden der Gruppenstunden orientieren sich am ausgewählten Kurs-Material oder sind über die Jahre hinweg vor Ort gewachsen und jeweils weiterentwickelt worden.

In dem Modell kommt den Katechet:innen bzw. Tischeltern eine zentrale Rolle zu und erfordert eine gute Begleitung, Qualifizierung und Unterstützung durch die Verwantwortlichen. In vielen Pastoralräumen wird es zunehmend schwieriger Eltern für diese Aufgabe zu begeistern - auch wegen der benötigten zeitlichen Ressource, die von ihnen investiert werden muss. Ein anderer Knackpunkt sind die terminlichen Möglichkeiten für reglmäßige Gruppenstunden im Kontext von Ganztagsschulen.

Nota bene: Weil die Eltern die Kinder zum Teil am hemischen Ess- oder Wohnzimmertisch vorbereitet haben ist der Begriff der "Tischeltern" entstanden.

Breite Beteiligung notwendig und gewünscht

Aus der Erfahrung, dass das "klassische" Gruppenstundenangebot wegen zu weniger Katechet:innen nicht stattfinden konnte hat man aus der Not eine Tugend gemacht und - soweit dies für die Eltern möglich ist - alle in die Vorbereitung einbezogen. Dies wird vor Beginn der Vorbereitung in einem Vortreffen oder individuellen Anmeldegespräche geklärt.

Die Kinder treffen sich - analog zum klassischen Gruppenstunden-Modell - in Kleingruppen. Nur wird dieses nicht von festen Katechet:innen geleitet, sondern es ist grundsätzlich daran gedacht, dass die Eltern jedes Kindes einmal ein Vorbereitungstreffen übernehmen, also in jedem Haus einmal eine Gruppenstunde stattfindet. Wenn persönliche Gründe dagegen sprechen (wenn die familiäre Situation es nicht erlaubt, Sprachprobleme, wenn Eltern aus der Kirche ausgetreten sind, …), können die Eltern selbst vorschlagen, wer für sie einspringen kann in diesem Dienst (z. B. Oma, Taufpate, …) oder innerhalb der Gruppe wird eine Lösung gesucht (z. B. jemand anderes hält zwei Stunden).

Die Beteiligung der Eltern ist ungleich höher als bei Tischelternmodellen, auch wenn es für viele Eltern eine Herausforderung ist, eine solche Stunde zu gestalten. Für die Kinder ist es eine einmalige Erfahrung, wenn Eltern, die sonst eher nie über religiöse Themen mit ihnen reden, sich dazu bereitfinden. Diesem Mehrwert steht eine die Herausforderungen der Verantwortlichen gegenüber, die Eltern mit dieser Herausforderung nicht allein zu lassen, sondern sie individuell zu unterstützen. Auch die gruppendynamischen Prozesse in der Kleingruppe bei wechselnden Ansprechpersonen sowie die Präventionsvorgaben gilt es bei diesem Modell besonders zu beachten. 

Differenzierung über frei wählbare Zusatzmodule

Im Pastoralraum gibt ein schlichtes, gemeinsames sowie kompaktes Basisangebot an einfachen Modulen (in Form von z.B. drei Familiennachmittagen, zwei Intensivtagen oder sechs Weggottesdiensten). Das wird allen angeboten und führt die Kinder und Familien in wenigen Schritten zur Erstkommunion. Die wenigen und zeitlich überschaubaren Module werden in der Regel durch Hauptamtliche (ggf. in Zusammenarbeit mit einem ehrenamtlichen Team) vorbereitet und durchgeführt.

Für alle, die mehr wollen oder sich einfach intensiver, länger oder mit anderen ergänzenden Angeboten auf die Erstkommunion vorbereiten wollen, wird der Raum geöffnet, sich einzubringen. Das Mehr solcher Plus-Aktionen können sowohl die "klassischen" Gruppenstunden sein oder aber besondere Aktionen, Projekte oder Ausflüge - je nachdem worauf Kinder und Familien Lust haben und wo sich jemand findet, der oder die Lust, Zeit und Charisma hat, es zu übernehmen. Vorbereitet und durchgeführt werden diese Plus-Angebote von Eltern oder anderen vorwiegend ehrenamtlichen Katechet:innen aus der Gemeinde.

Das erfordert im Vorfeld eine intensive und  gute Kommunikation im Vorfeld mit allen interessierten Familien, um die Plus-Angebote zusammenstellen zu können und allen zugänglich zu machen. Die Vorgehensweise kann aber ungeahnte Kreativität frei setzen und besondere Erlebnisse und Erfahrungen ermöglichen - für Kinder, Familien und Katechet:innen.

Liturgische Eucharistiekatechesen

Das Konzept der Weggottesdienste ist in vielen Gemeinden bereits seit einigen Jahren Bestandteil der Erstkommunionvorbereitung. Es legt den Fokus auf das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten. Schritt für Schritt werden die Kinder und diejenigen, die sie begleiten, an den Kirchenraum, die Liturgie und die Heilige Kommunion herangeführt. Die Vorlage sieht 14 Gottesdienste vor. Sie werden in vielen Fällen von Hauptamtlichen gefeiert, das müssen sie aber nicht. Diese Aufgabe kann (nach einer entsprechenden Einarbeitung udn Begleitung) auch von ehrenamtlichen Katechet:innen übernommen werden.

Was passiert konkret?

  • Kinder kommen zusammen und feiern Gottesdienst, eine Wort-Gottes-Feier, bei der einzelne Teile des Gottesdienstes besonders hervorgehoben und geübt werden.
  • Die Feier und damit das "Einüben" geschehen in Schritten, die aufeinander aufbauen. Elemente früherer Gottesdienste tauchen später immer wieder auf. Es entstehen "Rituale".
  • Alle Kinder erhalten eine kleine Aufgabe im Gottesdienst. Die Aufgaben wechseln.
  • Ort dieser Gottesdienste ist die Kirche, deren zentrale "Orte" wie z. B. Taufbecken, Ambo – als Tisch des Wortes – und der Altar – als Tisch des Mahles -erschlossen und vertraut gemacht werden.
  • An den Gottesdiensten nehmen nicht nur die Erstkommunion-Kinder teil, sondern auch begleitende Erwachsene (vor allem Eltern). Absicht ist es Kindern und ihren Eltern einen Wachstums- und Erfahrungsraum zu öffen und nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern in die innere Haltung des Betens und Gottesdienstfeierns einzubeziehen.

Die Weg-Gottesdienste verstehen sich als einen Teil der Vorbereitung auf die Erstkommunion, die andere Formate und Aktionen ergänzen und nicht ablösen wollen. Grundlage für das Konzept Weggottesdienste ist das Buch „Weggottesdienste in der Kommunionvorbereitung“ des Deutschen Katecheten-Vereins e. V. München 2004, herausgegeben von der Hauptabteilung Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn. Das Buch selbst ist mittlerweile vergriffen. Es sind inzwischen aber viele Variationen und Weiterentwicklungen auf dem Markt erhältlich.

Die Familien in die Verantwortung nehmen

Familienkatechese machtmit dem Grundsatz ernst, dass die Eltern die ersten Glaubenszeugen für ihre Kinder sind. Als Eltern mit dem Kind Wege in die Beziehung mit Gott zu suchen und zu gehen, ist Anliegen der Familienkatechese. Sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder sollen sich mit ihrem Leben und ihrem Glauben auseinandersetzen.

Das Modell, das federführen durch den Religionspädagogen Albert Biesinger entwickelt wurde, setzt auf die Einbindung in die Pfarrei und auf das verstärkte Engagement der Eltern. Bei der EK-Vorbereitung als Familienkatechese sind verschiedene Gruppen beteiligt und aufeinander bezogen: die Familie (Eltern und Kommunionkind im Familiengespräch), Elterngruppe, Kindergruppe und ihre jeweiligen Begleiter:innen. Keine dieser Gruppen ist auf sich selbst gestellt, sondern jede Gruppe wird begleitet. Eltern begleiten ihr Kind und in der Elterngruppe werden sie selbst von hauptamtlichen MitarbeiterInnen der Gemeinde begleitet.

Das Modell sowie das vorgeschlagene Material zeichnet sich durch eine gute theologische Basus aus ist aber sehr ambitioniert: Die Erstkommunion-Vorbereitung dauert meist eineinhalb Jahre und setzt ein hohes Maß an Überzeugungsarbeit und Optimismus voraus. Es kommt schnell an die Grenze, wo Eltern mehr Distanz als Bezug zum Glauben haben und leben oder wo sie keine Verantwortung für den Glauben ihrer Kinder übernehmen können oder wollen.

Unabhängig, ob das familienkatechetische Konzept Anwendung findet: Das Familienbuch ist eine gute Grundlage für Erstkommunion-Eltern, die den Weg der Vorbereitung intensiver mit ihrem Kind gehen wollen als es über die Angebote des Pastoralraums möglich ist. 

Gemeinsam in und mit der Familie auf die Erstkommunion zugehen

In den Spuren der Familienkatechese bezieht dieses Modell auch die Eltern in besonderer Weise mit ein, erfordert aber weniger die Umsetzung zu Hause, sondern bietet einen konkreten Rahmen in dem das Kind mit der Familie (oder anderen engen Bezugspersonen) gemeinsam auf die Erstkommunion zugehen.

An einer gewissen Anzahl an halb- oder auch ganztägigen Intensiv-Treffen kommen Kinder und ihre Familien (ggf. auch mit eigener Betreuung von Geschwisterkindern) zusammen, um gemeinsam - oder mal getrennt in Kinder- und Erwachsenengruppen - sich mit Jesus, seiner Botschaft, dem Sakrament der Eucharistie oder auch dem Sakrament der Versöhnung zu beschäftigen: Eltern sollen mit ihren Kindern über den Glauben sprechen und gemeinsam Erfahrungen machen.

Die konkrete Anzahl der Treffen oder auch die konkreten Themen sind durch das verwendetes Kursmaterial vorgegeben oder können selbst zusammengestellt werden. In der Regel finden die Treffen am Wochenende statt. Gute Erfahrungen werden gemacht, wenn das Treffen mit einem Gottesdienst, der auch inhaltlich ein Brücke zum Treffen schlägt, beginnt oder abschließt. Das kann durchaus der "normale" Gemeindegottesdienst sein. Um den Familien terminlich eine Auswahl zu bieten, empfiehlt es sich - ggf. auch allein aufgrund der Situation oder auch der Größe der Räumlichkeiten - jedes Treffen zu einem Thema jeweils doppelt anzubieten. Dann können die Familien wählen, wann und wie sie es einrichten können.

Den Weg als Familie selbst gestalten

Dieses Modell basiert auf einer gut und breit aufgestellten Kinder- und Familienpastoral. Es baut auf die Eigenverantwortung der Eltern eines Erstkommunionkindes lässt sie aus diesem vielfältigen (auch ohnehin stattfindenden) Angebot einen individuellen Vorbereitungsweg selbst gestalten.

Erstkommionvorbereitung wird weniger als zeitlich begrenzter Kurs gesehen sondern versteht sich als intensiver Abschnitt auf dem lebenslangen Weg des Glaubens-Lernens. Der Schwerpunkt liegt nicht auf eigenen expliziten Vorbereitungstreffen oder -formaten, sondern auf den ohnehin stattfindenden Dingen zu denen Familien gezielt eingeladen werden - auch zu den liturgischen Feiern, die bewusst für Kinder oder Familien gestaltet sind. Ergänzend dazu können spezielle Einführungsveranstaltungen (wie z.B. eine Einführung in Gottesdienste, Kirchenjahr vor oder im Anschluss an einen Gottesdienst), eher erlebnisorientierte Erfahrungsräume (wie z.B. Ausflüge, Projekttage, etc.) zusammen mit anderen Kindern oder Familien, die zur Erstkommunion gehen wollen, oder auch andere Zusatzangebote (z.B. Materialien und Impulse zur Beschäftigung in der Familie) angeboten werden.

Das Modell ist - wenn man auf eine breit aufgestellte und gut vernetzte Kinder- und Familienpastoral aufbauen kann - im Blick auf hauptamtliches Engagement sehr ressourcenschonend. Im Blick auf die Familien ist aufgrund des hohen Einladungscharakters sehr differenzierend - sie gestalten sich "ihre" Vorbereitung letztendlich selbst und kombinieren die Dinge, die zu ihnen (oder auch zu ihrem Terminkalender) passen.

Die Vorbereitung kompakt in einer Woche

Wohl nicht als einziges Angebot, aber als Alternative zu einem anderen Vorbereitungsmodell kann ein mehrtägiges Intensivangebot Anwendung finden. Die Tage können vor Ort ohne externe Übernachtung (z.B. im Rahmen der letzten Ferienwoche) stattfinden oder auch als echtes Familienabenteuer im Sinne einer Familienfreizeit an einem anderen Ort. Auch die Einbindung der Eltern kann unterschiedlich aussehen - sie sind ganz dabei (z.B. bei der Familienfreizeit) oder kommen bei einem Angebot vor jeweils zum Abschluss des Tages dazu oder zu einzelnen Tagen.

Das Potential von kompakten Angeboten liegt in der Intensität der Erfahrung und der gruppendynamischen Prozesse. Auch sind sie für viele Familie eine zeitlich und mit dem Familienkalender kompatible Lösung - insbesondere in Ferienzeiten. Im Blick zu behalten ist - gerade bei externen Kompaktangeboten - dass der Bezug zur Gemeinde nicht verloren geht und Anknüpfungspunkte an andere Aktivitäten des Gemeindelebens vorhanden sind.

Erstkommunion als Ermöglichungspastoral

Wie dieses Modell aussieht? Das lässt sich nicht sagen, sondern wird erst konkret, wenn die da sind, die mitmachen wollen. Es ein Experiment - immer wieder neu. Es basiert auf der Haltung einer Ermöglichungspastoral: subjektorientiert, differenziert, freilassend. Es gibt keine Mappe, der entsprochen werden soll, keine Vorlage, die für alle gleich ist.

Der Zugang ist Herausforderung und Chance zugleich - für alle, die sich darauf einlassen können oder wollen.

Material

Literatur und Lesestoff zur Erstkommunionkatechese

Zur Erstkommunion gibt es zahlreiche Veröffentlichungen - in Form von Bücher, Forschungsberichten, Materialien, Aufsätzen und vielem mehr. Eine Übersicht zu direkt nutzbaren Kursmaterialien und einen Link zu entsprechenden Rezensionen findet sich auf unserer Seite "Konkrete Materialien für die Erstkommunionvorbereitung". Einige eher allgemein ansetzende und in unseren Augen lesenswerte Veröffentlichung haben wir im Folgenden verlinkt. 

  • Biblische Fundierung und Vergewisserung bietet die Arbeitshilfe des Netzwerks Katechese (Hg.): Auf dem Weg zur Eucharistie. Biblische Grundlegung (PDF), Luzern 2016.
  • Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten bundesweit durchgeführten, interdisziplinären Wirkungsstudie zur Erstkommunionkatechese der Forschungsgruppe "Religion und Gesellschaft" (Hg.): Werte - Religion - Glaubenskommunikation, Wiesbaden 2014 - vergleiche dazu auch Artikel "Mit Vorurteilen aufgeräumt" auf katholisch.de
  • An den Erkenntnissen der Wirkunsstudie orientierte Veröffentlichung zur Weiterentwicklung der bisherigen Erstkommunionkatechese zur Eucharistiekatechese finden sich bei Jens Ehebrecht-Zumsande: Generationsverbindende Kommunionkatechese, Ostfildern 2017.
  • Ergebnisse und Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der Kommunionkatechese mit Bezug zum Bistum Mainz finden sich in einer kleinen Studie unter der Leitung von Christine Wüst-Rocktäschel und Peter Orth, die anhand von Kurzfragebögen und Tiefeninterviews das nach wie vor vorhandene Potential gehoben haben, finden sich auf der Seite von feinschwarz.net 
  • Hilfreiche Gedanken und Anregungen zur Erstkommunionkatechese finden sich auch in der "Praxishilfe Erstkommunionvorbereitung" (PDF), die das Erzbistum Köln 2014 veröffentlich hat. 
  • Einen nicht nur auf das Sakrament der Eucharistie bezogenen, aber mit der spannenden Brille eines biographischen und an den Lebensübergängen orientierten Ansatzes schaut Christiane Bundschuh-Schramm auf die Sakramente "Taufe, Erstkommunion und Firmung" (PDF) und fragt wie wir sie heute verstehen und verständlich machen können. In einem anderen lesenswerten Heft der Reihe Glaubenskommunikation und Katechese im Diskurs beleuchtet sie auch den Charakter der "Sakramente als Dienstleistung Gottes" (PDF).

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