Der Vater verzeiht

Tante

Da musste ich weinen und verkroch mich in meinem Bett. Ich war traurig über mich und ich hatte Angst, dass mich mein Vater nicht mehr lieb haben könnte.“ „Das hätte ich in einer solchen Situation auch gemacht“, sagt Martin. „Wie ging’s dann weiter?“, fragt Martina neugierig.

Tante Sophia lächelt: „Einige Zeit später hörte ich die Tür vom Arbeitszimmer meines Vater. Mein Vater kam in den ersten Stock herauf – ganz langsam, Stufe um Stufe. „Das ist ja richtig gruselig“, sagt Martin. Sophia nickt: „Ja, was meinst du, wie mir das Herz klopfte. Aber schon war er an meiner Tür angekommen. Vorsichtig öffnete er meine Tür und fragte leise: „Schläfst du schon?“ Er kam zu mir ans Bett, legte mir die Hand auf den Kopf und sagte zu mir: „Du musst nicht mehr weinen. Jetzt ist ja alles ausgesprochen.“ Dann gab er mir einen Kuss und sagte: „Ich hab dich immer lieb – egal was du gemacht hast. Das nächste Mal verschweigst du mir aber nichts mehr!“ Ich konnte nur nicken und mir war richtig warm vor Freude und vor Erleichterung und ich habe mir fest vorgenommen, nicht mehr zu lügen. Dann ging mein Vater. Er hat die Geschichte nie wieder erwähnt. Meine Schuld war vergeben.“

Autor(en): Wolfgang Fischer