Ganze Geschichte

Auf dem Weg ins Krankenhaus

Martina rennt eilig aus der Schule. „Warte doch mal“, ruft Martin, „wieso hast du es denn so eilig?“ Martina dreht sich um und ruft: „Ich muss mich beeilen, weil ich heute noch meinen Onkel Josef im Krankenhaus besuchen will. Vor einigen Tagen ist er dort operiert worden. Jetzt darf er Besuch bekommen.“ „Darf ich mitkommen?“, fragt Martin. „Klar!“, antwortet Martina und gemeinsam machen sie sich auf den Weg.

„Hoffentlich hat Onkel Josef seine Operation gut überstanden“, sagt Martina besorgt. „Sicher, sonst dürften wir ihn doch noch gar nicht besuchen“, tröstet Martin seine Freundin. Er überlegt weiter: „Ich fürchte eher den komischen Geruch im Krankenhaus. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mir fast übel wurde, als wir vor zwei Jahren meinen Opa dort besucht haben.“

 

Der Krankenbesuch

Kurz darauf stehen die Kinder vor dem großen Gebäude. Es ist viele Stockwerke hoch und auf der Seite hat das Krankenhaus große Fensterreihen.

Martina zieht einen Zettel aus ihrer Tasche und erklärt: „Wir müssen in die vierte Etage, Zimmer 412.“ Um diese Tageszeit ist der Besucherandrang noch nicht so groß, so dass im Aufzug genug Platz ist. Als sich die Tür in der vierten Etage öffnet, schauen sie sich suchend um: „Hier rechts geht es zu den Zimmern 410 bis 420“, zeigt Martin. Wenig später stehen sie vor dem Zimmer 412. Neben der Tür entdecken die beiden ein Schild mit dem Namen des Onkels. Auf ihr Klopfen ruft es von drinnen „Nur herein!“ Martina öffnet vorsichtig die Tür und sieht ihren Onkel, der aufrecht im Bett sitzt. „Hallo Onkel Josef!“, mit einer Mischung aus Freude und Ängstlichkeit gehen Martina und Martin an das Krankenbett. „Das ist aber eine schöne Überraschung, dass ihr mich hier im Krankenhaus besucht“, freut sich Onkel Josef, dessen Stimme dabei leicht zittrig klingt. Jetzt erst bemerken die Kinder Tante Sophia, die ebenfalls zum Krankenbesuch im Zimmer ist und am Fenster sitzt. „Hallo, Tante Sophia! Was machst du denn hier?“ will Martin wissen. „Ich singe seit vielen Jahren mit Martinas Onkel im Kirchenchor. Da wollte ich ihm mit meinem Besuch eine Freude machen – wie ihr“, antwortet Sophia.

„Kommt her, setzt euch und erzählt mir was von der Schule“, lädt der Onkel die beiden ein. Gerne erfüllen Martina und Martin diesen Wunsch und erzählen vom Sportfest und vom Schulausflug.

 

Der Pfarrer kommt

Plötzlich klopft es an der Tür. „Das ist sicher der Pfarrer!“ Diese Vermutung des Onkels bestätigte sich gleich. Mit einem freundlichen Gruß betritt der Pfarrer das Zimmer und kommt zum Krankenbett. „Ich habe den Pfarrer um die Spendung der Krankensalbung gebeten, und deswegen ist er jetzt hier“, erklärt Onkel Josef. Martina und Martin bieten dem Pfarrer den Stuhl an, auf dem sie gemeinsam gesessen haben, und gehen zu Tante Sophia ans Fenster. „Ich werde Euren Onkel jetzt segnen und Gott bitten, dass er ihm nahe ist“, erklärt der Pfarrer. „Geht es ihm so schlecht, dass er sterben muss?“, fragt Martina erschrocken. „Nein“, beruhigt Tante Sophia, „das ist damit überhaupt nicht gesagt. Euer Onkel ist Gott dankbar, dass der die Operation gut überstanden hat und bittet um Kraft damit er wieder gesund werden kann.“

 

Die Salbung

Der Pfarrer hat gerade ein Gebet gesprochen und nimmt ein kleines Gefäß, das so ähnlich wie eine Zuckerdose aussieht. „Ist da Medizin drin?“ will Martin wissen. „Es sind keine Tabletten oder Tropfen, aber in einem bestimmten Sinn schon“, sagt Tante Sophia, „denn in dem Gefäß befindet sich geweihtes Öl, das ist ein Zeichen für Kraft und Stärke.“ Der Pfarrer taucht einen Finger in das Gefäß und zeichnet dann damit auf die Handinnenflächen des Patienten ein Kreuz.

 

Die Segnung

Dann legt er beide Hände mit ausgestreckten Fingern auf den Kopf des Onkels. „Warum macht der Pfarrer das? Glaubt er, dass die Ärzte meinen Onkel nicht gesund machen können?“, fragt Martina. Tante Sophia schüttelt den Kopf: „Nein, das glaubt der Pfarrer nicht und dein Onkel auch nicht. Dein Onkel macht damit deutlich, dass ihm die Nähe Gottes wichtig ist und dass er daran glaubt, dass Gott ihn nicht vergisst und ihm Kraft gibt.“

„Dann möchte ich auch die Krankensalbung, damit mir heute Nachmittag beim Fußballspiel nichts passiert“, meint Martin. „Das geht nicht“, erklärt Tante Sophia, „wenn die Krankensalbung gespendet wird, ist das keine Zauberei, die unverwundbar macht. Die Krankensalbung wird ja auch nur bei Krankheit gespendet. Das steckt ja schon im Wort selbst drin. Beim Fußballspielen musst du also selbst aufpassen.“

 

Stärkung

Der Pfarrer hat die ganze Zeit gewartet, jetzt lädt er Tante Sophia, Martin und Martina ein mit ihm das Vater unser zu beten und ein Lied zu singen. Das tun sie auch und dann verabschieden sich Martin und Martina – sie müssen ja noch Hausaufgaben machen.

Im Aufzug meint Martin nachdenklich: „Ich glaube die Krankensalbung hat deinem Onkel geholfen. Er sah gar nicht mehr so krank aus, als wir gegangen sind.“ Martina nickt.

Autor(en): Thomas Klumb