Die Bedeutung von Brot und Wein

Tante und Kinder

Martin ist in Gedanken noch ganz bei dem Pfarrer und der Messfeier, er fragt Martina: „Ist da echtes Blut in dem Kelch?“ „Nein“, erklärt Martina, „die Hostie ist ja auch kein richtiges Fleisch. Bei der Gabenbereitung in der Messe hat der Priester Wein in den Kelch gegeben und die Hostien für die Wandlung bereitet. Das tut er im Auftrag Jesu, von dem ich dir erzählt habe. Jesus wollte, dass alle seine Jünger sich an ihn und an das letzte Abendmahl mit ihm erinnern und daran, dass er für die Menschen gestorben ist. Er hat ja sein Leben geopfert und sein Blut vergossen, als er am Kreuz gestorben ist.“ „Aber der Pfarrer hat gesagt „mein Blut“ – und nicht „Jesu Blut“!“ sagt Martin hartnäckig. Da muss Martina auch einen Moment nachdenken – das ist ihr noch nie richtig aufgefallen.

Tante Sophia hat schon die ganze Zeit unbemerkt neben ihnen gestanden und mischt sich jetzt ein: „Hallo ihr zwei. Ich habe euch zugehört. Ja, das ist wirklich nicht einfach zu verstehen. Viele Erwachsene verstehen das auch nicht, aber ich kann versuchen, es euch zu erklären: Der Pfarrer ist in diesem Moment nicht nur Priester, sondern er ist Stellvertreter Jesu, das heißt, er handelt an Stelle von Jesus – also kann er auch sagen „mein Blut“, obwohl alle wissen, dass es um Jesu Blut geht und in dem Kelch Wein ist.“

„Und warum wird dann heute noch von Fleisch und Blut gesprochen?“ möchte Martin wissen. Tante Sophia erklärt: „Katholiken glauben an die Lehre der Kirche, dass Brot und Wein sich durch die Wandlung wesensmäßig verändern“. „Was bedeutet wesensmäßig?“, hakt Martin nach. „Ich will Dir ein Beispiel geben“, versucht es Tante Sophia. „Ein 100-Euro-Schein kostet von der Herstellung vermutlich weniger als 1 Cent. Erst die Funktion als Zahlungsmittel verleiht ihm den aufgedruckten Wert. In dieser Beziehung hat sich das Wesen diese Papierstückes verändert“.

Martina guckt nachdenklich: „Und woher hat der Pfarrer das Recht, das als Stellvertreter von Jesus zu machen?“ „Dazu ist er beauftragt“, erklärt Tante Sophia. „Er ist von einem Bischof zum Priester geweiht worden und feiert damit als Stellvertreter Jesu die Eucharistie und die anderen Sakramente. Das besondere dieses Auftrages ist, dass er seit der Zeit Jesu immer weiter gegeben wird: Erst an die Apostel, und die haben dann eigens Nachfolger damit beauftragt. Diese nannte man später Bischöfe und die haben wieder andere beauftragt und so weiter bis zu unserem Pfarrer, der jetzt gerade mit uns die Messe gefeiert hat.“ Martina staunt: „Dann hat der Pfarrer ja den Auftrag sozusagen direkt von Jesus! – Das wusste ich auch nicht.“ „Ja, das stimmt“, meint Tante Sophia.

Martin guckt erschrocken auf seine Uhr „Jetzt muss ich schnell nach Hause. Meine Mutter wartet sicher schon auf mich!“, ruft er und läuft los. Auch Martina wird von ihrer Mutter gerufen und zusammen gehen sie nach Hause.

Autor(en): Eva Reuter