Die Litanei

Tante

Während Tante Sophia den beiden den Sinn der Fragen erklärt, legen sich die Weihekandidaten plötzlich ausgestreckt auf den Boden. Martin erschrickt: „Ist denen schlecht?“ „Warum legen sich die Kandidaten alle auf den Boden?“, fragt er eingeschüchtert. „Nein, ihnen ist nicht schlecht“, beruhigt Tante Sophia. „Sie legen sich auf den Boden, weil sie erkannt haben, dass das die Haltung ist, die sie vor Gott einnehmen. Jeder Kandidat weiß, dass er ohne die Hilfe Gottes nichts kann. Vor Gott macht er sich deshalb ganz klein, damit Gott durch ihn wirken kann.“ „Gott kann doch immer wirken,“ wundert sich Martina, „warum muss Onkel Daniel sich da klein machen?“ „Du hast recht“, antwortet Tante Sophia, „aber es ist ja auch nur als Zeichen gemeint. Die Kandidaten erinnern sich und uns daran, dass Jesus selbst gedient hat und gerade dadurch seine Macht gezeigt hat. Er war der Größte, weil er sich ganz klein gemacht hat. Und das soll auch der Priester tun.“ „Aha, und weil es nur als Zeichen gedacht ist, dürfen sie auch wieder aufstehen“, hat Martina verstanden. „Das mit dem Dienen ist ja ganz schön schwer“, überlegt Martin laut. „Deshalb bitten die Menschen auch um Gottes Beistand und rufen alle Heiligen an, sie sollen Gott ebenfalls um seinen Beistand bitten,“ antwortet Tante Sophia. „Erst danach weiht der Bischof die Kandidaten für das Priesteramt.“ Jetzt ruft die Gemeinde in einem langen Wechselgesang, der Litanei, mit dem Vorsänger die Heiligen an und bittet sie, dass sie den Kandidaten beistehen.

Autor(en): Wolfgang Fischer