Ganze Geschichte

Der Bischof im Stadtpark

Martin und Martina sind auf dem Heimweg vom Spielplatz. Gemeinsam laufen sie durch den Stadtpark hinter der Kirche. Plötzlich bleibt Martin stehen, so dass Martina ihn anrempelt. „Was hast du denn?“, will sie wissen. „Guck doch mal, der Mann da drüben hat aber komische Kleider an! Ist das ein Mönch?“, staunt Martin. „Nein“, meint Martina, „Mönche haben keine bunten Gürtel an und auch nicht so ein komisches Mützchen auf dem Kopf – ich glaub, das ist ein Bischof!“ „Aber was macht ein Bischof bei uns im Stadtpark?“ wundert sich Martin. „Komm, wir fragen ihn!“

Martin und Martina gehen auf den Mann zu, der durch den Park spaziert. „Entschuldigen Sie“, spricht ihn Martina an, „sind sie ein Bischof?“ Der Mann bleibt stehen und lächelt freundlich „Ja, da hast du Recht – ich bin der Bischof. Das habt ihr aber gut erkannt.“ „Wieso haben Sie solche Kleider an und was machen Sie bei uns im Stadtpark?“, fragt Martin neugierig. Martina findet das ein bisschen peinlich, aber neugierig ist sie auch. Der Bischof findet das offenbar gar nicht peinlich, denn er lächelt immer noch als er antwortet: „Ich bin hier zu Besuch. Nachher findet hier in der Kirche die Firmung statt und weil das ein feierlicher Anlass ist, habe ich meine Soutane angezogen.“ Martin und Martina gucken etwas ratlos und schließlich fragt Martina „Was ist denn eine Soutane?“ „Und was bedeutet „Firmung“?“ will Martin wissen.
Der Bischof schaut auf die Uhr und sagt dann: „Ich habe noch Zeit und wollte noch ein bisschen die frische Luft genießen. Wenn ihr wollt, können wir uns dort drüben auf die Bank setzen und ich erkläre euch alles ganz genau.“ Martin und Martina sind einverstanden und setzen sich auf die Bank.

Was bedeutet „Firmung“?

Der Bischof fängt an zu erklären: „Also, zuerst zu meinen Kleidern – ‚Soutane’ heißt dieses mantelartige Kleidungsstück. Darunter habe ich ganz normale Hosen und ein Hemd an. Ich ziehe es nur zu besonderen Anlässen an. Heute ist so ein besonderer Anlass, denn nachher werde ich in der Kirche einen feierlichen Gottesdienst feiern und einige Jugendliche firmen. „Was heißt „firmen“? unterbricht ihn Martin. „Firmen kommt vom lateinischen „confirmare“ und das bedeutet „bestätigen“. Bei der Firmung bestätigen die Jugendlichen, dass sie an Gott glauben und als Christen leben wollen und ich bestätige, dass der Heilige Geist bei ihnen ist und sie von jetzt an als voll verantwortliche Mitglieder der Gemeinde gezählt werden.“

Was passiert bei der Firmung?

„Wie funktioniert denn das? Ist das ein Vertrag?“, will es Martina ganz genau wissen. „Nein, ein Vertrag ist das nicht“, erklärt der Bischof weiter. „Die Firmung ist ein Sakrament, also ein Zeichen, dass Gott bei uns ist. Im Gottesdienst werden wir nachher zuerst singen und aus der Bibel vorlesen und dann werden wir beten, dass der Heilige Geist bei den Jugendlichen bleibt, wie es ihnen bei ihrer Taufe versprochen wurde. Die Jugendlichen sprechen das Glaubensbekenntnis und sagen damit, dass sie als Christen Gottes Willen tun wollen. Danach werden sie mit heiligem Chrisam gesalbt.“ „Sie werden was?“, Martin guckt verständnislos. Der Bischof antwortet: „Ich werde jedem einzelnen sagen „SEI BESIEGELT MIT DER GABE GOTTES, DEM HEILIGEN GEIST“ und werde jedem mit einem besonderen Öl, dem Chrisam, ein Kreuz auf die Stirn machen. Das war schon vor tausenden von Jahren zur Zeit des Königs David ein Zeichen dafür, dass jemand für eine Aufgabe gestärkt werden soll“, erklärt der Bischof.

Patenschaft

„Was haben die Jugendlichen denn für eine Aufgabe?“, fragt Martina. Der Bischof lächelt: „Sie haben die Aufgabe, sich in ihrem Leben nach den Geboten Gottes zu richten und allen Menschen von Jesus und seiner Botschaft zu erzählen. Diese Aufgabe haben sie eigentlich schon seit ihrer Taufe, aber als Babys konnte sie das ja noch nicht, deshalb ist die Firmung die Möglichkeit, sich selbst ganz bewusst für ein Leben als Christ zu entscheiden.“

„Uff, das ist aber gar nicht so leicht“ überlegt Martina. „Die anderen in der Schule gucken schon komisch, wenn ich sage, dass ich in die Kirche gehe. Denen kann ich doch nichts von Jesus erzählen!“ „Ja, da hast du Recht“ meint der Bischof, „aber weil wir wissen, dass das nicht immer leicht ist, bekommt jeder Firmbewerber auch einen Paten.“ „So wie bei der Taufe?“, meint Martin und erzählt: „Mein Taufpate ist mein Onkel, der schenkt mir zum Tauftag immer was, das ist prima!“ „Ja, so wie bei der Taufe“, bestätigt der Bischof. „Aber die Geschenke sind nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass dein Onkel für dich da ist und dir Fragen beantwortet über den Glauben, oder was du sonst wissen willst.“

Wer wird gefirmt?

„Das hört sich gut an“, meint Martina und will wissen: „Kann ich mich auch firmen lassen?“ Der Bischof nickt: „Jeder Mensch, der getauft ist und zur katholischen Kirche gehören will, kann gefirmt werden. Allerdings muss er oder sie alt genug sein, um diese wichtige Entscheidung auch verantwortungsvoll treffen zu können. In Deutschland muss man mindestens 14 Jahre alt sein. Außerdem findet vor der Firmung eine Zeit der Vorbereitung statt, bei der wichtige Fragen des Glaubens und des christlichen Lebens besprochen werden.“ „Aha“, sagt Martina, „da muss ich dann noch ein paar Jahre warten. Kommen Sie dann auch, wenn ich gefirmt werden will?“, will sie noch wissen. Da lacht der Bischof „Ja, wenn ich kann, komme ich gerne! Leider kann ich nicht immer zu allen Firmungen selbst kommen, weil es so viele Kirchengemeinden gibt. Aber wenn ich nicht kann, dann kommt ein anderer, zum Beispiel mein Weihbischof, oder ein von mir besonders beauftragter Priester. Denn die Firmung ist ein so wichtiges Sakrament, dass ein Pfarrer ohne besondere Beauftragung sie nicht feiern darf. – Jetzt muss ich mich aber von euch verabschieden, sonst komme ich zu spät!“ „Vielen Dank für die Erklärungen!“ bedankt sich Martina und Martin ergänzt: „Ja und einen schönen Gottesdienst wünschen wir Ihnen!“ Sie schütteln dem Bischof die Hand und der geht eilig in Richtung Kirche, denn die Glocken haben gerade angefangen zu läuten.

Autor(en): Eva Reuter