Welch ein Zufall! In der Kirche treffen die beiden Tante Sophia. „Was macht denn ihr hier?“ fragt Tante Sophia. „Wir warten, bis der Regen aufhört.“ „Das kann schon noch eine Weile dauern“, gibt Tante Sophia zur Antwort. „Dann schauen wir uns die Kirche an“, sagt Martina. Martin geht neugierig mit. Das erste, was ihm auffällt, ist ein großes Becken mit Wasser im Eingangsbereich. „Waschen sich darin die Leute die Hände?“, fragt Martin, der nur selten in die Kirche geht. „Nein“, erklärt ihm Tante Sophia, „das ist ein Weihwasserbecken. Die Leute tauchen die Finger ein und bekreuzigen sich mit dem Wasser.“ „Warum machen sie das?“ ,will Martin wissen. „Die Menschen erinnern sich mit dem Wasser und der Bekreuzigung an ihre Taufe. Deshalb nimmt man auch kein gewöhnliches Wasser, sondern Weihwasser.“ „Aber dann wird man doch nicht getauft?“, fragt Martin nach. „Nein“, sagt Tante Sophia, „getauft wird man nur einmal, aber sich an die Taufe erinnern, das kann man viele Male. Das ist auch gut so, denn wenn man in der Taufe Christ wird, hat man einen weiten Weg vor sich, auch als Christ zu leben.“ „Erinnern sich wirklich alle daran, die in das Weihwasserbecken fassen?“ zweifelt Martina. „Nicht alle, häufig geschieht es auch in Gedankenlosigkeit, aber der Sinn jedenfalls ist es. Und weil die Taufe so wichtig ist, macht man sogar im Gottesdienst gelegentlich ein Taufgedächtnis.“
„Was ist das?, will Martina wissen.“ „Du hast das sicher schon erlebt, ohne dass du es gewusst hast“, sagt Tante Sophia. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, schüttelt Martina den Kopf. Sie schaut ganz nachdenklich. Wo soll es denn ein Taufgedächtnis gegeben haben? „Bei jedem Asperges“, rutscht es Tante Sophia heraus. „Bei was für einem Ding?“, fragt Martin. „Asperges ist der Fachausdruck für die Besprengung mit Weihwasser und der Wedel, mit dem meist der Priester die Gläubigen besprengt, heißt Aspergill“, erklärt Tante Sophia. „Da muss man zuerst einmal draufkommen,“ sagt Martina, „dass man an die Taufe erinnert wird, wenn der Priester Weihwasser verspritzt.“
Autor(en): Wolfgang Fischer