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Die Wurzeln des Brauches, im Gottesdienst Kerzen zu verwenden reichen in vorchristliche Zeit zurück. Vor dem Hintergrund der Selbstaussage Jesu Christi „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannesevangelium Kap. 8, Vers 12) wurden Kerzen in das Frömmigkeitsleben der Christen integriert. Die ersten Zeugnisse stammen aus dem 3. und 4. Jahrhundert und beziehen sich auf die Osterkerze, das Kerzentragen beim Lesen des Evangeliums und Kerzen der Neugetauften.

Kerzen gelten seit frühester Zeit als Zeichen der Freude. In Verbindung mit der Deutung als Christussymbol verbreitete sich die Verwendung von Kerzen im liturgischen Bereich rasch.

Der Brauch, Kerzen auf den Altar zu stellen, ist seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Oftmals wurden dabei die beim feierlichen Einzug mitgetragenen Kerzen auf den Altar gestellt.

Zunächst unterscheiden sich die verschiedenen Kerzen, die während der Liturgie zum Einsatz kommen rein äußerlich durch ihre Größe und evtl. durch die künstlerische Gestaltung. Die Form und Gestaltung hängt dabei vom jeweiligen Verwendungszweck ab.

Von anderen Kerzen unterscheiden sie sich einmal in der Farbe, andererseits aber auch in der Zusammensetzung. Altarkerzen und die Osterkerze müssen zu mehr als der Hälfte aus Bienenwachs bestehen. Das Bienenwachs symbolisiert dabei die Geburt Jesu Christi aus der Jungfrau Maria, da die Bienen ebenfalls als jungfräulich gelten.

Die Farbe weiß steht auch für die Reinheit und das Licht, das durch Jesus Christus in die Welt gekommen ist.

Kerzen haben bei ganz verschiedenen liturgischen Feiern und auch in der Volksfrömmigkeit ihren festen Platz. Entsprechend ihrem Zweck sind sie unterschiedlich gestaltet und werden unterschiedlich verwendet.

Einige Beispiele:

Die Osterkerze - ist die zentrale Kerze. Sie spielt im wichtigsten Gottesdienst des Kirchenjahres, in der Osternacht, eine besondere Rolle. Dem entsprechend sind Osterkerzen besonders groß und oft künstlerisch gestaltet. Einige Elemente sind dabei immer Bestandteil: Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega, die Jahreszahl und fünf „Wundmale“ (oft in Form von Wachsnägeln). Die Kerze wird in der Osternacht feierlich am Osterfeuer entzündet und vom Priester in die dunkle Kirche getragen. Der dabei gesungene Ruf „Lumen Christi“ (Licht Christi) weist auf ihre Bedeutung als Christussymbol und Symbol der Auferstehung hin. Sie brennt in der Osterzeit bis Pfingsten in der Nähe des Altars bei allen Gottesdiensten. Danach steht sie in der Nähe des Taufsteins und wird bei Taufen entzündet. Auch bei Begräbnisfeiern brennt die Osterkerze als Hinweis auf die Auferstehung Christi und das ewige Leben.

 

Die Taufkerze, die jedem Täufling bei seiner Taufe überreicht wird, steht einerseits für Christus als das Licht. Der Taufspender überreicht sie mit den Worten „Empfange das Licht Christi“ und drückt damit aus, dass das Leben des Neugetauften von jetzt an im Licht der frohen Botschaft verläuft. Darüber hinaus wurde in den ersten christlichen Jahrhunderten die brennende Kerze auch so gedeutet, dass der Neugetaufte für den Glauben brennen soll wie diese Kerze.

 

Braut- und Votivkerzen (gespendete Kerzen) vor Heiligenbilder haben eine ähnliche Bedeutung. Einerseits drücken sie die Freude der Gläubigen aus, andererseits sind sie Sinnbild für den Glauben, dass in der Taufe alle Menschen erlöst sind und so Teil haben an Tod und Auferstehung Christi.

 

Altarkerzen - sind Zeichen der Freude. Während des Gottesdienstes und besonders während der Eucharistie drücken sie die Freude der Gläubigen über die frohe Botschaft von Tod und Auferstehung Christi aus.

Daneben gibt es noch eine Reihe weitere Kerzenarten (Prozessionskerzen, Blasiuskerzen,...), die ihre besondere Bedeutung durch ihre jeweilige Verwendung finden.

 

Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega stehen für das Erste und das Letzte, weil sie der erste bzw. letzte Buchstabe des griechischen Alphabets sind. Auf der Osterkerze stehen sie für Christus, in dem der Anfang und das Ende allen Lebens ist.

XP sind ebenfalls ursprünglich griechische Buchstaben („chi“ und „rho“). Sie stehen als Abkürzung für „Christos“. Das Christogramm besteht aus einem großen „P“ und einem „X“ in einem Kreis. Es ist ein Zeichen, das in vielen Kulturen seinen Platz hat und in seiner Form astronomisch wichtige Tage (Tag und Nachtgleiche, Sonnenaufgang am kürzesten/ längsten Tag usw.) verbindet. In der römischen Kultur steht PX für „pax“ (Frieden). Aus christlicher Sicht weisen sowohl die griechische als auch lateinische Lesart auf Christus, den Friedensfürst hin.

Schon in der Antike stellten die Menschen Kerzen auf die Gräber ihrer Angehörigen, um böse Geister zu vertreiben. Die Christen übernahmen den Brauch und deuteten ihn christlich aus: Jesus Christus ist das Licht der Welt. Durch seine Auferstehung hat er die Macht des Todes gebrochen. In der Taufe wird dem Gläubigen Anteil an der Auferstehung geschenkt. Dies alles symbolisiert die Kerze.

Die rote Farbe stammt aus einer Zeit, in der Rot die Farbe der Trauer war.

Der Brauch, an bestimmten Orten vor Heiligenbildern (besonders Mariendarstellungen) aufzustellen, wurzelt in dem Gedanken, dass Kerzen die Freude des Gläubigen über seinen Glauben ausdrücken. Daneben sind sie seit frühchristlicher Zeit auch Zeichen der Verehrung.

Besonders seit dem Mittelalter wurde es üblich, große Kerzen als Votivgabe, also als Stiftung oder Opfer an besonderen Orten (vor Bildern, an Wallfahrtsorten) aufzustellen. Dabei drückt die Kerze den Wunsch des Gläubigen aus, seine Hoffnung auf Erlösung und Heil durch Christus erfüllt zu sehen. Gleichzeitig wird oft die Vorstellung damit verbunden, dass eine brennende Kerze das dauernde Gebet des Gläubigen symbolisiert.

Der Brauch, vor dem Tabernakel (Ort, an dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden) einer Kirche, Ampeln oder Leuchter aufzuhängen, geht auf die ersten christlichen Jahrhunderte zurück. Damals war es üblich, an den Märtyrergräbern Kerzen oder Ampeln aufzustellen. Im Mittelalter wurde es dann für jede Kirche Pflicht, als Symbol für die dauernde Gegenwart Christi in der Nähe des Tabernakels eine ständig brennende Kerze aufzustellen. Daneben hat das Licht auch einen Hinweischarakter auf den Ort der Aufbewahrung der Eucharistie.

Für die rote Farbe der meisten Ampeln gibt es unterschiedliche Deutungen. Die häufigste sieht in ihr einen Hinweis auf das Blut Christi, das er für die Menschen vergossen hat.